Dort wo Brauchtum lebt...
Brauchtum im Wandel der Zeit...
Kaum ein Brauch in unseren Breiten ist so vielfältig wie der Nikolaus-, Krampus- und Perchtenbrauch; er ist überaus beliebt und gleichzeitig umstritten.
Bei verschiedensten Symposien zwischen Ausübeden und Wissenschaftlern/-innen der (Theologie, Geschichte und Volkskunde) kommt
es stets zu großen Meinungsunterschieden. Denn, die Ausübenden beziehen
sich auf ihr Wissen, das hauptsächlich aus der mündlichen Überlieferung
der letzten drei Generationen stammt.
Eines steht allerdings fest:
Bräuche sind und waren niemals statisch, sondern sie wandeln sich
stets mit den Bedürfnissen der Menschen, die sie ge-BRAUCH-en. Viele
Bräuche sind durch Einflüsse aus Religion, Politik und Zeitgeist
entstanden. Glaube und Aberglaube der Menschen, Ängste, Nöte und
Hoffnungen haben Bräuche seit Jahrhunderten verändert, gedeutet und
geformt. So entstehen und entstanden unabhängig von historischem
Faktenwissen stets neue Formen und Ausdeutungen, die teils ältere Formen
ersetzen, teils neuen Zwecken und Bedürfnissen Raum und Form geben.
Der Nikolaus
Man vermutet, dass sich hinter seinem Namen und seiner Gestalt zwei Persönlichkeiten verbergen:
ein Bischof von Myra in Kleinasien (um 300) und ein Abt Nikolaus von
Sion, der Bischof von Pinora war und am 10. Dezember 564 starb. Aus der
Gleichsetzung dieser beiden Heiligen erwuchs offenbar die Gestalt des
wundertätigen Bischofs Nikolaus von Myra, dessen Kult zwischen dem 6.
und 9. Jahrhundert im byzantinischen Reich eine große Rolle spielte.
Seinen Ruf als besonders wirksamer Nothelfer verdankte der hl. Nikolaus
vor allem der Wundertat von der Errettung dreier unschuldig verurteilter
Feldherren vor deren geplanter Hinrichtung. Man sah in der Gestalt des
hl. Nikolaus einen >Hyper-Hagios< den hl. Retter schlechthin, der
ungerechtfertigt Verurteilte und Gefangene befreite, aus Todesgefahr
erlöste und ebenso bei Armut, wie bei jeder anderen Not helfe. Er ist
nach dem hl. Martin am 5. November der zweite Lichtbote in der
vorweihnachtlichen Adventzeit.
Nachdem zu Beginn des 17 Jhd. die Evangelisten damit begonnen hatten, in der Adventzeit durch Spiele mit dem Christkind - das gewöhnlich durch einen Erwachsenen, meist eine junge Frau dargestellt wurde - die Religionskenntnisse der Kinder zu überprüfen, antwortete die katholische Kirche damit, dass sie die Belohnungen, die vom hl. Nikolaus erwartet wurden, prinzipiell von einer bräuchlich vollzogenen Prüfung der entsprechenden Kenntnisse in den Grundlehren des katholischen Glaubens abhängig machte. Seit dem frühen 17. Jahrhundert trat der Nikolaus mit seinen Begleitern, Engeln und Teufeln auf um diese Prüfung vorzunehmen. Es lassen sich auch sämtliche Krampusspiele, die einem historischen Ursprung nach überliefert wurden, auf diese Epoche zurückverfolgen.
Der Krampus
Draußen vom Walde komm ich her, Doch nicht um zu geben sondern nur um zu nehmen
Der Krampus ist im ostalpenländischen Adventsbrauchtum sowie in
Ungarn, Slowenien, Tschechien, Teilen des außeralpinen Norditalien und
Teilen Kroatiens eine Schreckgestalt in Begleitung des Heiligen
Nikolaus.
Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen
vom Krampus bestraft. Der Krampus ähnelt somit in der Funktion dem
Knecht Ruprecht, es bestehen aber Unterschiede zwischen beiden Figuren:
Während Knecht Ruprecht einzeln auftritt, treten die Krampusse meist in
größeren Gruppen auf. Die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und anderen
Begleitern wird als Pass bezeichnet.
Namensherkunft
Der Name leitet sich von mittelhochdeutsch Krampen "Kralle" oder
bairisch Krampn "etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder
Verdorrtes" ab.
Im bayerischen Alpenvorland und im österreichischen Salzkammergut ist
der Krampus eher unter der Bezeichnung Kramperl geläufig. Im
Salzkammergut kommt auch die vom Namen Nikolaus abgeleitete Bezeichnung
Niklo vor. Im Tiroler Raum spricht man häufiger von Tuifl abgeleitet vom
Begriff ''Teufel''
Aussehen
Der Krampus ähnelt in seinem Aussehen dem Teufel ebenso wie mystischen und Tiergestalten, einen ''Standard'' Krampus gibt es nicht da sich dieser Brauchtum in vielen Regionen anderst entwickelt hat,
Im Normalfall wird die Figur des Krampus durch folgende Utensilien bekleidet:
- Mantel bzw. Hosenanzug aus Schaf- oder Ziegenfell. In manchen Teilen Niederbayerns ist es üblich, dass sich der Teufel in Kartoffelsäcke kleidet. In dieser Gegend gibt es auch sogenannte Fellkrampusse, die keine Maske, sondern nur Fell und Hörner tragen.
- Holzmaske (Larve) aus Zirben oder Lindenholz geschnitzt, mit (echten) Ziegenbock-, Steinbock- oder Widderhörnern, heutzutage gibt es auch viele Krampusse, die eine Aluminium-, Kunststoff- oder Gummimaske tragen.
- Schellen , Kuhglocken oder Balkenglocken die an einem Gürtel oder Gurt am Rücken angebracht sind.
- Eine Birkenrute
Die Ausstattung ist jedoch von Ort zu Ort unterschiedlich.
Der Krampusbrauch war ursprünglich im ganzen Habsburgerreich und
angrenzenden Gebieten verbreitet, und wurde dann in der Zeit der
Inquisition verboten, da es bei Todesstrafe niemandem erlaubt war, sich
als teuflische Gestalt zu verkleiden. Jedoch wurde dieser Winterbrauch
in manchen schwer zugänglichen Orten weitergeführt.
Die Perchten
Ein Uralte Mysthischer Brauchtum
Perchten in ihrer ursprünglichen Form sind äußerst selten geworden und vielerorts bereits verschwunden. Sie sind die Vorläufer des Krampusses und Relikte längst vergangener Naturreligionen und somit absolut heidnischen Ursprunges. Funde früher Felszeichnungen, die einen kultischen Kopfschmuck darstellen ähneln verblüffend den Masken von Tiroler Schemenläufern (Perchten). Da die kath. Kirche jedoch heidnische Figuren nicht brauchen konnte wurden ihnen immer mehr teuflische Fähigkeiten angedichtet bis sie schließlich als die Teufelsknechte schlechthin bezeichnet wurden. Sie waren ursprünglich ein Symbol für die unbändige Kraft der Natur, somit extrem gefährlich und unkontrollierbar. Ihr Ursprung liegt im Tierreich, was sie durch ihre Namensverwandtschaft mit dem Wort "Bär" zeigen, er ist jedoch nicht genau festzustellen, dürfte aber auf eine Zeit zurückgehen als die Menschen sich noch Götzen schufen, die sie verehrten und fürchteten. In dem Wort "Percht" ergibt sich eine Verschmelzung von zwei Bedeutungen. Einerseits bedeutet es bärtig, zottelig oder haarig, andererseits schön bzw. glänzend. Aufgrund dieses Umstandes sind "Schiach-" und "Schönperchten" (Glöckler) entstanden. Der erste überlieferte Unhold ist eine weibliche Gestalt, die als die germanisch, keltische Göttin, Perchta, Berechta, Pechtra, Perscht, usw." definiert ist. So schillernd, wie ihr Name ist ihr Wesen. Halb Mensch, halb Dämon, ist sie einmal schön, feenhaft und glückbringend, öfter aber böse, tückisch und hässlich. Ein zerlumptes altes Weib mit wirrem Haar, einem Schlapphut und einer spitzen langen Nase, das man fürchten muss. Sie ist bewaffnet mit einem Besen, einer riesigen Schere oder einer Mistgabel. Es ist eine Sage überliefert, wo sie als Tochter des Herodes beschrieben wird, die zur Strafe dafür, dass sie das Haupt des Johannes verlangt hatte, in die Frau Percht verwandelt wurde. Hier ist eindeutig der Versuch der kath. Kirche ersichtlich, heidnischen Ursprüngen einen christlichen Anstrich zu geben.
Traditioneller Weise treiben die Perchten ihr Unwesen in den Raunächten (21., 24. und 31.12., 5.1.) am Ende des Winters.